Der Kettenantrieb ist das am weitesten verbreitete Antriebssystem bei Fahrrädern und bildet das mechanische Herzstück fast jedes Bikes. Aber was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff, und warum hat sich diese Technologie seit über 130 Jahren als Standard durchgesetzt?
Ein Kettenantrieb ist ein mechanisches Übertragungssystem, das die Kraft von deinen Pedalen über eine Fahrradkette auf das Hinterrad überträgt. Das System besteht aus mehreren Hauptkomponenten: dem Tretlager mit Kettenblättern (vorne), der Fahrradkette, den Ritzeln oder der Kassette am Hinterrad und dem Schaltwerk.
Die Funktionsweise ist denkbar einfach: Wenn du in die Pedale trittst, dreht sich das Kettenblatt und nimmt die Kette mit. Diese überträgt die Kraft auf die Ritzel am Hinterrad, wodurch sich das Rad dreht und dich vorwärts bewegt. Dieses Prinzip der Kraftübertragung durch eine endlose Kette über Zahnräder hat sich als äußerst effizient erwiesen.
Der Kettenantrieb ermöglicht es außerdem, verschiedene Übersetzungsverhältnisse zu nutzen. Durch unterschiedlich große Kettenblätter vorne und Ritzel hinten kannst du die Übersetzung an die jeweiligen Fahrbedingungen anpassen – bergauf mit leichter Übersetzung, in der Ebene mit schwerer Übersetzung für höhere Geschwindigkeiten.
Kettenantriebe lassen sich nach verschiedenen Kriterien kategorisieren. Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale sind die Anzahl der Gänge und die Art der Schaltung.
Der Einfach-Kettenantrieb, auch als 1x-System (sprich: “eins-mal”) bezeichnet, verfügt über nur ein Kettenblatt vorne und eine Kassette mit vielen Ritzeln hinten. Diese Variante hat in den letzten Jahren stark an Popularität gewonnen, besonders bei Mountainbikes und Gravelbikes.
Das 2x-System kombiniert zwei Kettenblätter vorne mit einer Kassette hinten. Diese Konfiguration bietet einen guten Kompromiss zwischen Gangvielfalt und Komplexität und ist besonders bei Rennrädern und Trekkingrädern verbreitet.
Der Dreifach-Kettenantrieb war lange Zeit der Standard, besonders bei Mountainbikes und Tourenrädern. Mit drei Kettenblättern vorne bietet er die größte Bandbreite an Übersetzungen, wird aber zunehmend von moderneren 1x- und 2x-Systemen verdrängt.
Eine besondere Variante stellt die Kombination aus Kettenantrieb und Nabenschaltung dar. Hier erfolgt die Gangschaltung nicht über verschiedene Ritzel, sondern über ein Planetengetriebe in der Hinterradnabe. Diese Lösung ist besonders wartungsarm und wetterfest.
Der Kettenantrieb hat sich nicht ohne Grund als Standard durchgesetzt. Seine Vorteile liegen auf der Hand:
Trotz aller Vorteile haben Kettenantriebe auch einige Schwächen, die du kennen solltest:
Der Riemenantrieb hat sich als Alternative zum traditionellen Kettenantrieb etabliert, besonders bei Stadträdern und E-Bikes. Beide Systeme haben ihre Berechtigung, je nach Einsatzzweck.
Riemenantriebe sind nahezu wartungsfrei, sehr leise und langlebig. Sie verschmutzen nicht und benötigen keine Schmierung. Das macht sie ideal für den Stadtverkehr und Alltagsfahrer, die wenig Zeit für Wartung aufwenden möchten.
Der größte Nachteil des Riemenantriebs ist seine Inflexibilität. Riemenantriebe funktionieren nur in Kombination mit Nabenschaltungen oder Tretlagerschaltungen, da der Riemen nicht über verschiedene Ritzelgrößen laufen kann. Außerdem sind sie teurer in der Anschaffung und erfordern spezielle Rahmen mit teilbarem Hinterbau.
Du solltest dich für einen Kettenantrieb entscheiden, wenn:
Ein Riemenantrieb ist die bessere Wahl, wenn: