Atü steht für Atmosphäre Überdruck und war früher eine gängige Einheit, um Druck anzugeben – auch beim Reifendruck von Fahrrädern. Obwohl du die Bezeichnung Atü heute kaum noch hörst, taucht sie vielleicht in älteren Anleitungen oder Gesprächen auf. Doch was genau hat es mit dieser Einheit auf sich, und warum wird sie nicht mehr verwendet? Hier erfährst du alles Wichtige.
Die Einheit Atü wurde genutzt, um Überdruck zu messen, also den Druck, der über dem atmosphärischen Normaldruck liegt. Dabei entspricht 1 Atü einem Wert von 0,980665 Bar. Hier ein Beispiel zur Veranschaulichung:
Atü war als Maßeinheit bis in die 1970er Jahre verbreitet, wurde jedoch abgelöst, da das internationale Einheitensystem (SI) eingeführt wurde. Im SI-System wird Druck in Pascal (Pa) oder im praktischen Bereich, wie beim Radfahren, in Bar angegeben.
Die Umstellung von Atü auf Bar und Pascal erfolgte, um eine einheitliche und verständlichere Darstellung physikalischer Größen weltweit zu gewährleisten. Atü basierte auf veralteten Grundlagen, die sich je nach Region unterschiedlich auswirken konnten, während Bar als standardisierte Maßeinheit einfach und präzise ist.
Außerdem ist Bar direkt mit Pascal verknüpft, der SI-Einheit für Druck:
Die Umrechnungen sind somit klar definiert und universell anwendbar.
Falls du auf alte Schriftdokumente oder Anleitungen triffst, in denen der Reifendruck in Atü angegeben ist, kannst du die Werte einfach in Bar umrechnen. Der faktische Unterschied ist sehr gering, da 1 Atü fast genau 1 Bar entspricht. Für praktische Zwecke reicht also häufig die grobe Gleichsetzung:
Die Reifendruckangaben bei modernen Fahrrädern basieren ausschließlich auf der Einheit Bar, sodass du beim Aufpumpen deines Reifens keine Probleme mit alten Messsystemen haben wirst.
Auch wenn die Einheit Atü (Atmosphäre Überdruck) heute kaum noch gebräuchlich ist, lebt sie in der Redewendung „Atü auf dem Kessel“ weiter, die sich fest im deutschen Sprachgebrauch etabliert hat. Doch was bedeutet das eigentlich?
Wörtlich beschreibt „Atü auf dem Kessel“ den Überdruck in einem Kessel oder Druckbehälter – also die Differenz zwischen dem inneren Druck und dem normalen Umgebungsdruck. Im übertragenen Sinne wird die Redewendung verwendet, um auszudrücken, dass jemand unter Spannung steht, voller Energie ist oder kurz davor, mit Nachdruck zu handeln. Auch Wendungen wie „auf Betriebstemperatur sein“ oder „unter Druck stehen“ fangen diesen Sinngehalt ein.
Das Bild des energiegeladenen Drucks passt gut zur ursprünglichen technischen Bedeutung von Atü. Deshalb hat sich der Ausdruck bis heute in der Alltagssprache gehalten, trotz des Umstiegs auf die heute gebräuchliche Einheit bar.