
Fahrradbremse quietscht: Woran liegt’s und was tun?
Ein quietschendes Fahrrad oder E-Bike ist nicht nur nervig, sondern kann auch ein Anzeichen für ein technisches Problem sein. Unabhängig davon, ob du Scheibenbremsen oder Felgenbremsen hast, das Quietschen entsteht meist durch Reibung, Schmutz oder falsche Einstellungen. Die gute Nachricht: In den meisten Fällen lässt sich das Problem schnell und einfach beheben.
In diesem Artikel erfährst du Schritt für Schritt, wie du die Ursache für das Quietschen deiner Bremsen findest und löst. Außerdem verrät unser Fahrradteile-Experte Niklas praktische Tipps, wie du deine Bremsen richtig wartest und dauerhaft leise hältst.

Warum quietscht die Fahrradbremse? Die wichtigsten Ursachen
Ein quietschendes Geräusch beim Bremsen ist nicht nur lästig, sondern oft ein Zeichen für ein zugrunde liegendes Problem. Die Ursachen lassen sich mehrheitlich auf drei Hauptbereiche zurückführen: Verschmutzung, Fehlstellungen oder Verschleiß der Bremskomponenten.
Schmutz und Öl auf den Bremsflächen
Wenn deine Bremsen quietschen, liegt das häufig an Schmutz oder Öl, das die Bremsflächen verunreinigt. Während Fahrten durch Schlamm oder Regen setzen sich Dreckpartikel schnell auf den Bremsscheiben oder Felgen fest. Hinzu kommt oft unabsichtlich verspritztes Kettenöl oder Fett bei der Wartung des Rads. Diese Verunreinigungen verhindern den richtigen Kontakt zwischen Bremsbelägen und der Oberfläche, was zu unangenehmem Quietschen führt.

Falsch eingestellte Bremsen
Ein weiterer häufiger Grund für quietschende Bremsen ist eine fehlerhafte Ausrichtung der Bremskomponenten. Bei Scheibenbremsen kann es passieren, dass der Bremssattel leicht schief steht und die Beläge nicht gleichmäßig an der Scheibe anliegen. Das führt zu Reibung und störenden Vibrationen. Bei Felgenbremsen wiederum liegt das Problem oft an Bremsbacken, die nicht optimal auf die Felge treffen.
Tipp: Beobachte deine Bremsen beim langsamen Drehen des Rads. Schleift die Bremse ungleichmäßig, ist eine Neuausrichtung notwendig.
Abgenutzte oder verglaste Bremsbeläge
Bremsbeläge verschleißen mit der Zeit. Das ist normal. Doch wenn die Beläge zu stark abgenutzt oder durch Überhitzung „verglast“ sind, verlieren sie ihre Bremskraft und beginnen zu quietschen. Dieses Problem tritt besonders häufig bei längeren Bremsvorgängen auf, etwa bei steilen Abfahrten.
Vibrationen und lose Teile
Oft sind es kleine, kaum sichtbare Vibrationen, die ein lautes Quietschen auslösen. Das passiert vor allem, wenn Schrauben am Bremssattel oder an der Bremsscheibe nicht richtig festgezogen sind. Auch lose Bremsbeläge können während des Bremsvorgangs vibrieren und Geräusche erzeugen.

Material der Bremsbeläge
Nicht alle Bremsbeläge verhalten sich gleich. Organische Beläge sind zwar leiser, halten aber nicht so lange wie gesinterte Beläge. Letztere haben eine längere Lebensdauer, können jedoch bei Kälte oder Nässe lauter sein. Besonders bei leistungsstarken Scheibenbremsen hört man dieses Phänomen häufig.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Scheibenbremsen entquietschen
Quietschende Scheibenbremsen lassen sich in den meisten Fällen mit wenigen Handgriffen wieder leise bekommen. Wichtig ist, systematisch vorzugehen, um das Problem Schritt für Schritt zu lösen. Hier erfährst du, wie du deine Bremsen richtig reinigst, prüfst und einstellst.
Schritt 1: Bremsscheiben reinigen
Die häufigste Ursache für das Quietschen bei Scheibenbremsen ist Schmutz oder Öl auf den Bremsscheiben.
- Verwende einen speziellen Bremsenreiniger, um die Scheiben zu säubern. Sprühe ihn vorsichtig auf die Bremsscheibe.
- Wische die Scheiben anschließend mit einem fusselfreien Tuch sauber ab. Achte darauf, keine fettigen Fingerabdrücke zu hinterlassen.
- Kontrolliere die Scheiben auf sichtbare Flecken oder Verunreinigungen.
Schritt 2: Bremsbeläge prüfen und vorbereiten
Sind die Bremsbeläge abgenutzt oder verglast, müssen sie behandelt oder ausgetauscht werden.
- Ausbau der Bremsbeläge: Entferne die Bremsbeläge aus dem Bremssattel gemäß der Anleitung deines Fahrradmodells.
- Reinigung und Aufrauen: Schleife verglaste Beläge vorsichtig mit feinem Schleifpapier an, um die Oberfläche aufzurauen.
- Kontrolle des Zustands: Sind die Beläge stark abgenutzt oder beschädigt, solltest du sie durch neue ersetzen.
Tipp: Verwende beim Austausch Beläge, die für dein Bremssystem geeignet sind – organische Beläge für mehr Komfort oder gesinterte Beläge für längere Haltbarkeit.
Schritt 3: Bremssattel ausrichten
Ein schief stehender Bremssattel kann dazu führen, dass die Beläge ungleichmäßig an der Bremsscheibe schleifen und Geräusche verursachen.
- Lockere die Schrauben des Bremssattels leicht, sodass er beweglich ist.
- Drehe das Rad langsam und betätige die Bremse, um die Beläge korrekt an der Scheibe auszurichten.
- Ziehe die Schrauben gleichmäßig fest, während die Bremse gezogen ist.
- Das Ausrichten des Bremssattels ist oft der entscheidende Schritt. Wenn du es richtig machst, liegt die Bremse perfekt an und das Quietschen verschwindet.
Schritt 4: Testfahrt und Nachjustierung
Nachdem du die Reinigung und Ausrichtung abgeschlossen hast, ist es Zeit für einen kurzen Test:
- Drehe das Rad von Hand und prüfe, ob die Bremse frei läuft.
- Führe eine Testfahrt durch und kontrolliere die Bremswirkung sowie Geräuschentwicklung.
- Falls nötig, wiederhole die Schritte zur Feinjustierung.

Schritt-für-Schritt-Anleitung: Felgenbremsen entquietschen
Auch Felgenbremsen können bei falscher Ausrichtung, Verschmutzung oder abgenutzten Bremsbacken unangenehme Geräusche verursachen. Mit dieser einfachen Anleitung bringst du deine Bremsen wieder zum Schweigen.
Schritt 1: Bremsflanken reinigen
Die Bremsflanken der Felgen sind der Kontaktpunkt zwischen den Bremsbacken und der Felge. Schmutz, Staub oder Ölreste sorgen oft für störende Geräusche.
- Reinige die Bremsflanken mit einem Bremsenreiniger oder einem speziellen Felgenreiniger.
- Nutze ein fusselfreies Tuch oder ein Schwamm, um die Oberfläche abzuwischen.
- Bei hartnäckigen Rückständen kannst du die Bremsflanke leicht mit feinem Schleifpapier (Körnung 200–400) aufrauen.
Schritt 2: Bremsbacken prüfen und vorbereiten
Die Bremsbacken sind das Herzstück der Felgenbremsen. Sind sie abgenutzt oder schlecht ausgerichtet, kann das Quietschen entstehen.
- Kontrolle der Bremsbacken: Prüfe den Zustand der Bremsbacken auf Abnutzung. Wenn die Verschleißmarke erreicht ist, müssen sie ersetzt werden.
- Reinigung: Schleife die Bremsbacken vorsichtig mit Schleifpapier ab, um die Oberfläche aufzurauen.
- Neuausrichtung: Stelle sicher, dass die Bremsbacken die Felge gleichmäßig treffen und leicht „toe-in“ eingestellt sind (vorne etwas näher an der Felge als hinten).
Ein kleiner „toe-in“-Winkel kann Wunder wirken. Wenn die Bremsbacken leicht schräg zur Felge stehen, minimierst du Vibrationen und das nervige Quietschen verschwindet.
Schritt 3: Felgenbremsen richtig ausrichten
Eine korrekte Ausrichtung der Bremsarme und Bremsbacken ist entscheidend für die optimale Bremsleistung.
- Löse die Schrauben an den Bremsbacken, sodass du sie bewegen kannst.
- Stelle die Bremsbacken so ein, dass sie die Felge gleichmäßig berühren. Vermeide, dass die Backen über den Rand der Felge hinausragen.
- Ziehe die Schrauben fest, während du die Bremsen leicht anziehst, um die optimale Position zu halten.
Schritt 4: Testfahrt und Feinjustierung
Nachdem die Reinigung und Ausrichtung abgeschlossen sind, folgt die praktische Überprüfung:
- Drehe das Rad per Hand und kontrolliere, ob die Bremsen frei laufen.
- Mache eine kurze Testfahrt, um die Bremswirkung zu prüfen. Höre genau hin: Quietscht die Bremse noch oder ist sie leise?
- Justiere bei Bedarf die Bremsbacken erneut nach.

Typische Fehler bei der Wartung und wie du sie vermeidest
Bei der Pflege und Wartung der Fahrradbremse passieren oft kleine Fehler, die das Problem nicht nur bestehen lassen, sondern sogar verschlimmern können. Hier sind die häufigsten Stolperfallen und wie du sie vermeidest:
1. Bremsenreiniger falsch anwenden
Bremsenreiniger ist ein wichtiges Hilfsmittel zur Reinigung von Scheiben- und Felgenbremsen. Doch viele Radfahrer machen den Fehler, den Reiniger zu großzügig oder an der falschen Stelle zu verwenden. Sprühnebel kann sich auf Bremsbelägen absetzen und diese unbrauchbar machen.
Lösung: Bremsreiniger immer gezielt auf ein fusselfreies Tuch sprühen und damit die Bremsscheibe oder Felgenflanke abwischen.
2. Bremsbeläge mit fettigen Händen berühren
Ein häufiger Fehler ist das Berühren der Bremsbeläge oder Scheiben mit fettigen oder öligen Händen. Schon minimale Rückstände können die Bremsleistung beeinträchtigen und zu quietschenden Geräuschen führen.
Lösung: Trage bei der Wartung Einweghandschuhe, um Verschmutzungen zu vermeiden.
3. Verbogene oder beschädigte Bremsscheiben ignorieren
Eine leicht verbogene Bremsscheibe kann zu ungleichmäßigem Bremskontakt und störendem Quietschen führen. Viele Radfahrer schieben das Problem auf die Beläge, während die Scheibe selbst das eigentliche Problem ist.
Lösung: Prüfe regelmäßig die Bremsscheibe. Leichte Verformungen kannst du mit einem Scheibenrichtwerkzeug korrigieren. Bei größeren Schäden muss die Scheibe ausgetauscht werden.
4. Bremsbeläge zu spät austauschen
Abgenutzte Bremsbeläge verlieren ihre Bremskraft und können die Bremsflächen dauerhaft beschädigen. Wartest du zu lange, riskierst du zusätzliches Quietschen und Sicherheitseinbußen.
Lösung: Überprüfe die Bremsbeläge regelmäßig auf Abnutzung. Wenn die Verschleißmarke erreicht ist, tausche sie rechtzeitig aus.
Wann lohnt sich der Gang zur Werkstatt?
Manchmal lassen sich quietschende Bremsen trotz aller Bemühungen nicht in den Griff bekommen. In diesen Fällen ist es sinnvoll, einen Profi hinzuzuziehen, um das Problem fachgerecht lösen zu lassen.